Samstagnachmittag. Stille. Ich bin allein. So richtig und ganz allein mit mir. Ich fühle mich fast feierlich. Sitze einfach nur da und genieße diese kostbare Zeit. Mit all meinen Sinnen.
Was wird sich melden? Was brennt meiner Seele auf der Zunge? Welches ihrer Signale hab‘ ich im täglichen Tun überhört?
Mein wichtigstes Date ist mindestens einmal pro Woche dran. Ich gönne mir eine Auszeit, einen bewussten Rückzug von Kindern, Erreichbarkeit, Gesprächen und Infoflut.
Ich krieg‘ Lust auf einen langen Spaziergang. Der Wind pustet mir an der Haustür fröhlich entgegen. Ich blinzel freundlich zurück.
Oh wie liebe ich dieses vertraute Gefühl von innerem Reichsein.
Noch vor einigen Jahren war das ganz anders. Alleinsein setzte ich gleich mit strafender Einsamkeit.
Mir graute vor kinderfreien Tagen. Ich verabredete mich, sobald die Allein-Termine feststanden. Mein Tag durfte keine Lücke aufweisen. Volles Programm bis zum Abend und später mit tiefster Erschöpfung ins Bett.
Ich suchte Ablenkung und Zerstreuung. Bloß keine Begegnung mit schwerem Gedankengut, Unruhe und Traurigkeit. Ich probierte gar nicht erst, mich und dieses ganz bestimmte Gefühl von Leere auszuhalten.
Heute weiß ich, dass ich an der anfänglichen Bodenlosigkeit vorbei musste, um in meine natürliche Souveränität zu finden.
Ich entdeckte in der lange gefürchteten Einsamkeit, was mir wirklich wichtig ist, was ich wirklich will, wer ich wirklich bin.
Meine Botschaft an Dich: Reden ist Silber. Schweigen ist Gold. Alleinsein ist der Kronjuwel.
Erst wenn Du Dich selbst aushältst mit all Deinen Ängsten, Verletzungen und Widerständen, bekommst Du eine Ahnung, was Dich ausmacht und wie großartig Du in Deinem Sein bist.
Erst wenn Du Dir selbst offen und mit purer Neugier begegnest, hast Du eine Chance, zu Deiner Höchstform aufzulaufen.
Und nur wenn Du Dir nicht mehr aus dem Weg gehst, kannst Du Dich sehen und spüren. Lebst Du vollverantwortlich und selbstwirksam.
Hand auf’s Herz: Was machst Du, wenn Du allein bist? Ganz allein mit Dir? Was löst der Gedanke daran jetzt gerade in Dir aus?
Flüchtest Du Dich lieber in Ablenkung? Ewig lange Telefonate, schrille Partys, Facebook bis zum Anschlag und jede Menge Verabredungen?
Befürchtest Du Entzugserscheinungen? Unruhe? Traurigkeit? Angst?
Nun, sie werden da sein. Und Deine Treffen mit Dir werden sich zu Beginn möglicherweise sehr unbeholfen anfühlen.
Wenn Du hier dranbleibst und nicht wie gewohnt wegrennst, tauchst Du ein in die ehrlichste Begegnung, die es geben kann. Jene zu Dir selbst.
Und glaube mir, ganz bald planst Du Deine Alleinzeiten ganz bewusst ein.
Weil Du erkennst, dass niemand Dich so nähren, lieben und anerkennen kann, wie Du Dich selbst.
Ich wünsche Dir von Herzen eine lust- und liebevolle Alleinzeit !! Genieße !! Neugierig, frei und unvoreingenommen wie ein Kind!
Herzlich, Katrin
PS: Welche Alleinsein-Rituale lebst Du? Ich freu‘ mich auf Deinen Kommentar.
Ich liebe die Einsamkeit – und ich kenne von früher genau das, was Du beschreibst.
Heute werde ich unruhig, wenn ich nicht mindestens einen Tag in der Woche mit ‘nicht vor’ habe. Und ich sage mindestens.
Bestimmte Rituale habe ich nicht, wenngleich ich beim Nachdenken dann schon z.B. in ein Lieblingsrestaurant gehe und einen tollen Mittagslunch zelebriere. Oder ich fahr auch gern mal (ganz allein) in die Lieblingssauna aufs Land. Oder genieße einfach Zeit und Rotwein und Buch vor dem Kamin.
Oder mach gar nichts, setz mich in meinen wilden Berghang, angelehnt an eine hohe Sandsteinmauer und schau über die Stadt. Oder ich fahr aufs Grundstück am Land, in ein altes Weinberghäuschen und bin da einfach. Mit so ‘nichts zu tun’ – und ohne Handy-Empfang.
Manchmal fließen die Tränen, manchmal kommen so klare und visionäre Gedanken. Manchmal ist einfach nur Stille.
Ein schöner Blog-Artikel. Danke.
Und so ein schöner Gänsehaut-Kommentar. Danke Dir, liebe Silke.
Ich liebe es, alleine zu sein. Ich genieße die Ruhe und die Zeit, die ich dann deutlicher spüre als zu Zeiten der Beschäftigung. Ich kann Dinge verarbeiten, und Dinge, die mir wichtig sind – wie motivierende Literatur lesen – ungestört und so lange tun, wie ich will. Ich lebe alleine in einer kleinen Wohnung, und für mich ist das die absolute Freiheit. Ich komme und gehe, wie ich es will, mache die Türe hinter mir zu, und es ist Ruhe. Ich kann die Stille genießen, um meine Gedanken zu ordnen, tatkräftig umsetzen, was dran ist oder wozu ich einfach Lust habe. Meine ganze Wohnung spiegelt mich und meine Persönlichkeit, sodaß ich ständig immer nur von mir umgeben bin, was für mich eine ständige Kraftquelle bedeutet. Ich kann ungestört und ungehindert neuen (und manchmal noch wichtigen alten) Gedanken nachgehen und aus ihnen Produktives oder Abzuheftendes machen. Ich kann mich bewegen oder meditieren, ohne das mich jemand aufschreckt oder was von mir will. Dass Alleinesein das Kronjuwel ist, kann ich zu 100% unterschreiben! Ich wünsche jedem, daß sein eigenes Alleinsein für ihn dieselbe Kraftquelle ist, anstatt eine Situation, die lähmende Einsamkeit oder selbst auferlegte Überforderung mit sich bringt.
Ich gehe gern mir mir in den Wald, ein guter Ort für Achtsamkeit. Einfach sein. Und dann zieht Ruhe ein in mir selbst. Mein innerer Dialog fließt ohne Hast, ohne Druck.
Ja, liebe Petra, im Wald bewegen wir uns frei jeglicher Bewertung. 🙂
Bereits als Kind suchte ich immer meinen kleinen “Auszeitplatz”. Wenn meine Oma mich vom Kindergarten abholen wollte, hieß es: “Kathrin spielt gerade in ihrer Ecke…” Bei unseren Familien-Urlaubsreisen an die Ostsee war ich als Kind gern mit anderen zusammen, jedoch brauchte ich meinen stillen Rückzug am Ende des Tages. Am liebsten in meine eigene Sandburg am Meer. Diese einsamen Stunden habe ich dann sehr in der Zeit der alleinerziehenden vollberufstätigen Mutter vermisst. Musste ich in dieser Rolle vor allem funktionieren. Ich versuchte die wenige Zeit, die ich für mich hatte immer voll zu packen mit den Dingen, auf die man in dieser Zeit verzichtet. Seit 6 Jahren habe ich die Einsamkeit für mich als Gesundheits- und Lebensquelle wiederentdeckt. Einsamkeit ist für mich die größte und nachhaltige Kraftquelle, die für mich absolut wertvoll und wichtig ist. Ich genieße diese Zeit beim täglichen Meditieren, beim Pilgern oder Wandern in der Natur oder einfach beim Nichtstun. 😊 Schön, dass es andere auch so empfinden und die Einsamkeit nicht als etwas, was es zu Vermeiden gilt, ansehen. Vielen Dank für deinen Beitrag, liebe Katrin.
Liebe Kathrin, kenn’ ich – die Sehnsucht nach Einsamkeit. Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht vom nährenden, tiefen, satten Gefühl 🙂