Ein Hoch aufs Scheitern

S C H E I T E R N.

Ein bedrohliches Wort. Eines, das reicht, um sich nicht zu trauen, sich nicht zu bewegen, um in Deckung zu gehen.

Scheitern klingt nach Erfolglosigkeit, nach Versagen, Verlieren und auf der Strecke bleiben.

Scheitern wollen die meisten Menschen am liebsten auslassen. Jene, die unterwegs sind genauso wie die, die gar nicht erst loslaufen.

Die Gefahr des Scheiterns macht Angst. Hält auf, hält ab, hält klein.

Ich kenne beide Seiten.

Jene im Mauseloch inclusive Verstecken, klein und kleiner machen, immer leiser und leiser werden.

Das Hoffen auf Erlösung von Außen. Das Warten auf den Boten, der verkündet, dass die schlechten Zeiten nun vorbei sind, und ich ohne jegliches Risiko anfangen und umsetzen darf.

Diese Version ist Gott sei Dank Vergangenheit.

Die andere Option hat mich gefesselt. Jene, die nach Abenteuer, Fröhlichkeit und Freiheit schmeckt.

Jene, die mich gelehrt hat, dass Fehler meine besten Lernchancen sind und jede Ehrenrunde, jeder Rück- und Tiefschlag eine sehr wertvolle Erfahrung.

Was hab’ ich gelernt über’s Scheitern? Welche neuen Ansätze, welche Haltung inside installiert? 

Die beste Fundgrube, um Deine grundlegende Einstellung zum Scheitern zu erkunden, sind die Menschen, die Dich am meisten beeinflussten. Deine Eltern oder andere enge Bezugspersonen in Deiner Kindheit.

Schau ehrlich hin: Wie offen und neugierig lebten Deine Eltern? Was wagten und riskierten sie?

Wurde großer Wert gelegt auf Beständigkeit und Sicherheit? War der zum Sterben langweilige Job das Erstrebenswerte, um die Schäfchen im Trockenen zu haben? Egal, ob es auf Kosten von Fröhlichkeit und Leichtigkeit ging?

Wie kommentierten Deine Eltern ihre eigenen Rückschläge und Ehrenrunden? Welche tragischen oder weniger tragischen Geschichten hingen und hängen noch immer dran?

Haben Dich diese so sehr geprägt, dass Du Dir geschworen hast, niemals irgendein Risiko einzugehen? Und Du bemerkst gar nicht, dass Du Dich damit unbewusst an die Welt Deiner Eltern kettest?

Deine kindlichen Prägungen sind hartnäckig und sitzen tief.

Hier gilt es zu forschen und zu beobachten. Hier erkennst Du mit Sicherheit wichtige Zusammenhänge, warum Du denkst, wie Du denkst und Dich verhältst, wie Du Dich verhältst.

Fünf weitere befreiende Sichtweisen aufs Scheitern:

 

Scheitern ist eine Momentaufnahme.

Es sagt nix – absolut nix – darüber aus, wer Du bist. Es zeigt lediglich einen minikleinen Abschnitt Deines Weges.

Es bedeutet weder, dass es ab sofort im Tief weitergeht, noch dass Du ein Loser bist. Auch wenn der Karren gegen die Wand gefahren ist, Du bist nicht das Scheitern. Du bist wertvoll, liebenswert, gut und richtig.

 

Scheitern erfordert Mut.

Weil Du nur auf die Nase fallen kannst, wenn Du aufstehst und losgehst. Raus aus der sicheren Zone.

Tust Du das nicht, kann Dir scheinbar nix passieren. Außer, dass Du in Deinen letzten 20 Minuten ziemlich abkotzen wirst, wenn Du zurückblickst und Dir ehrlicherweise eingestehen musst, dass Dein Leben eine total langweilige Nummer war.

 

Scheitern braucht eine neue Haltung Deinen Fehlern gegenüber.

Hast Du bisher geglaubt, dass Fehler Katastrophen sind und versuchst deswegen, sie tunlichst zu vermeiden, gibst Du ihnen ab sofort die Bedeutung: Lernchance.

Damit Dir dieser Shift gelingt, darfst Du 30 Minuten lang jammern und lamentieren. Danach richtest Du Dich auf, Deinen Blick nach vorn, positionierst Deine Krone neu, noch sichtbarer und stolzer,  und gehst, um wertvolle Erfahrungen reicher, weiter Deinem (möglicherweise nachjustierten) Ziel entgegen.

 

Scheitern macht Dich frei.

Vielleicht wird Dir noch im Fallen klar, dass Du angestrengt dem falschen Ziel hinterherjagst, und die Zeit mehr als reif ist, Deiner inneren Wahrheit (endlich) zu glauben und ihr zu folgen. Statt die Erwartungen aller möglichen Anderen zu erfüllen.

 

Scheitern lässt Dich wachsen.

Du allein entscheidest, welche Bedeutung Du der Ehrenrunde, dem Rückschlag, der Durststrecke gibst.

Das Ende vom Lied? Oder der nächste Schritt hin zu (noch) mehr Wachstum, innerer und äußerer Größe? Der Beginn einer herrlich lebendigen, mitreißenden Melodie?

 

FAZIT: Scheitern gehört dazu. Zum Erfolg. Zum Leben. Zum leicht rauen, verlockenden, verführerischen Geschmack von Abenteuer und Freiheit.

Herzlich, Katl